Heisse Spiele

Ein Gemeinschaftskrimi | Teil 17

Heisse Spiele | Teil 17

Donnerstag, 16. April 2020

Autorin | Simone Leitner
Mitwirkende | Isabel Hunziker, Zuchwil | Claudia Sollberger, Halten | Hans Fischer, Lüterkofen | Christine Künzler, Schüpfen | Susanne Im Hof, Grenchen | Mathieu Im Hof, Grenchen | Joëlle Harms, Selzach

Container

Heisse Spiele

«Komm schon Alma, die blufft doch.» Studer ist ungeduldig. Die Nacht gestern hatte es in sich. Nicht nur, dass er weit nach Mitternacht nach Hause kam … Nein, er trank mit Alma die 40 Jahre weg, hatte nach dem Espresso zum Marc gewechselt und vergass dabei, dass sein Leben aus den Fugen geraten ist. «Ich erkenne beim besten Willen den Zusammenhang von Monas Aussagen nicht. Warum sollte sie die Ambassadorenstadt besser kennen als wir? Und vor allem was soll diese sinnfreie Idee mit der Festrede?»

Studers Stimme wird lauter und gereizter. Würde Alma nebenbei noch Post sortieren? Es raschelt unangenehm am Telefon. Alma scheint unkonzentriert. «Alma? Bist du noch dran? Ich erwarte bei dieser ernsthaften Sache deine volle Aufmerksamkeit! ». Alma räuspert sich und antwortet: «Ich befürchte eher, dass Mona die Spitze des Eisbergs ist. Die Drahtzieher operieren aus dem Untergrund. Vielleicht wird sie erpresst. In diesem ominösen Facebook-Post war von einem neuen Unspunnenstein die Rede …» Kuno Studer ist aufs Neue erstaunt und beeindruckt, wie scharf Almas Verstand ist. Einfach aus dem Nichts mischt sie die Karten neu auf. «Kannst du mir bitte alle Pläne auftreiben, auf denen die Solothurner Gewölbe eingezeichnet sind? «Und dann mein Lieber, ist es an der Zeit, den Berner Kollegen einen Besuch abzustatten!», fiel ihm Alma ins Wort.

Alma wird nervös, beendet das Gespräch mit Kuno abrupt und verabschiedet sich hastig. Tourismusdirektor Tom Seiffert hat sie schon x-mal versucht zu erreichen, hat ihr aufgebrachte Sprachnachrichten und ein schlechtes Gewissen hinterlassen. «Alma, wo steckst du denn? Seit einer Stunde versuche ich, dich zu erreichen. Hast du unseren Termin vergessen? Mit Stadtschreiber Huber, diesem von Burg vom Solothurn Journal und mit meiner Wenigkeit!»

Alma ist ausser sich. «Die Jubiläumsfeier!» Sie macht sich unverzüglich auf den Weg. Unterwegs kann sie trotz grosser Aufregung ihre Gedanken an den gestrigen Abend nicht unterdrücken. Monas Worte klingen nach: «Alles in einem Gewölbe versteckt …»

«Was wollte sie damit andeuten?» Mona liebt die Symbolik, liebt Verstecke mit grossem historischen Wert. Das war schon vor 40 Jahren so. Damals schlüpfte sie voller Inbrunst und zu unserem grossen Vergnügen gerne in die Rolle irgendwelcher mittelalterlichen Berufsleute. Alma sieht plötzlich diese alten Ausgrabungen vor sich, die sie mit Studer und Jeffrey gefunden hat: die Bäder. Vor allem der Bader, der für alle Verrichtungen in der Badstube zuständig war. Er, der als gewöhnlicher Handwerker einen tiefen Einblick in die Gesellschaft hatte. Die Solothurner badeten leidenschaftlich gerne und der Bader (heute ein Nachname) hatte alle Hände voll zu tun mit den Gästen, die er mit Birkenwedeln traktierte, zur Ader liess und Schröpfgläser ansetzte. Nicht zuletzt liebten die Solothurner den Weg ins Bad aber auch, weil es dort sprichwörtlich heiss zu und her ging. Weder Karten- noch Liebesspiele waren verpönt. Jedes «Badzimmer» besass sogar ein kleines Guckloch. Der Bader wusste über alles Bescheid… Alma ist sich sicher: «Dieser Charakter ist für Monas Spielchen perfekt. Jemand, der alles weiss, der beobachtet!»

Alma fasst klare Gedanken: «Die Tonscherbe ist wieder aufgetaucht; der Kopf von Kosciuszkos auch. Nur der Füdlistein und der Körper des polnischen Freiheitskämpfers bleiben gestohlen.» Almas Bauchgefühl sagt ihr, der Stein ist nicht bei den Bernern. «Nur welches Gewölbe hat Mona angesprochen? Ist es vielleicht gar kein Gewölbe, gar kein Bad? Und Mona wollte sie nur auf die falsche Fährte locken? Vielleicht ein unterirdischer Raum? Und wenn ja, welcher könnte dann als Versteck infrage kommen?»

Alma hat eine Idee. Bei der Peterskapelle, da gibt es diese Ausgrabungsstätte. Die Kapelle entstand auf der ehemaligen Grabstätte von Urs und Viktor, welche der Legende nach, als Märtyrer in Solothurn gestorben sind. «Wieder eine geniale Symbolik, ganz à la Mona.» Alma ist für einen Moment zufrieden mit sich. Dieser Raum ist zwar verschlossen und für die Öffentlichkeit ohne Begleitung nicht zugänglich. «Könnte da eventuell der Füdlistein versteckt sein?» Alma betritt ausser Atem das Büro des Tourismusdirektors. «Tom, ich muss dich zuerst unter vier Augen sprechen, wir haben ein Problem.» «Und ob wir ein Problem haben», schnaubt Seiffert aufgebracht. Alma geht auf Seifferts vorwurfsvolles Geräusch nicht ein, sondern doppelt nach. «Ich befürchte, dass wir vor unserem Meeting ein Problem lösen müssen.» Toms Blick wird immer verzweifelter. «Sag mal Tom, wer hält übrigens die Festrede an unserer 2000-Jahr Feier»? «Ich!», schnaubt ihr Gegenüber. Alma bewegt sich im Büro hin und her. «Passt das der Frau Stadtführerin vielleicht nicht?» «Doch Tom, das ist prima, gibt mir bitte den Schlüssel für die Peterskapelle.» «Im Schreibtisch», sagt Seiffert resigniert. Alma öffnet die Schublade … der Schlüssel ist weg!

Container