Mittwochnachmittag in Solothurn
ein Beitrag von Simu Fankhauser · 03.12.2019
Unser Familienbotschafter Simon Fankhauser stellt einen Familiennachmittag mit seinem Sohn in Solothurn vor.
"Was söu jetz das?", sagt mein 4-jähriger Sohn am kindergartenfreien Mittwochnachmittag. "Es rägnet nümm und d'Sunne chunnt jo doch no füre!?" Leichtfüssig springt er zu mir, zupft mich an meinen Hosen und schaut mich mit freudig forderndem Blick an. "Gäu Papili, mir göh jetz i d'Stadt und mache üs e zfriednigluschtige Nomi. Bittebittebitteeeeee.
Ig wott jetz ändlich emou go luege, ob der Riedholzturm würklech e Schanze hett." "Nei, mi lieb Bueb, der dick & mächtig Riedholzturm hett nid e Schanze, sondern är isch Teil vor Schanze.", probier ig ihn z'korrigiere. "Aber de tuet me doch mit de Schi i Turm ine suuse und cha gar nid Schanze gumpe?" "Nei, du verschtohsch das fautsch. E Schanze isch nid nume zum mit de Schi e riiese Satz chönne z'mache, sondern isch ebe au e Abwehrmuur zum d'Stadt vor Idringlinge z'schütze.", versuche ich ihm dieses Missverständnis aufzulösen. "Weisch was, mir göh doch die Schanze grad go aluge, wo näbem Baseltor mächtig u wunderschön sit Jahrhunderte aune Agriffe stanghalte hett. Isch guet?". Freudig marschierten wir von unserem Zuhause, welches in der Vorstadt in der Nähe des Bürgerspitals liegt, Richtung Altstadt.
Immer will mein Sohn dann beim Krummen Turm die riesigen Metallkanonen anschauen und darauf herumklettern. Nach 15 Minuten vergnügtem Kanoneninspizieren schuhen wir entlang der Aare zur Fussgängerbrücke aber nicht vorher noch 11 Krähen und 22 Tauben verschüücht zu haben.
Dann muss mein Bube U N B E D I N G T noch schnell im Bücherschrank nachschauen, obs ein tolles Kinderbuch hat um mich dann sofort an der Hand zu nehmen mit der Aufforderung, doch jetzt endlich noch schnell im nahegelegenen Naturmuseum gaaaaanz kurz das echte Bärenfell zu streicheln. Gesagt, getan. Für mich gibts nichts Schöneres als strahlende Kinderaugen, die nur so vor Ideen und Abenteuerlust strotzen. Nur blieb es dann nicht beim Streicheln, nein. Quer durch alle Stöcke jagt er mich und weiss nun auch den Unterschied zwischen einem Hermelin und einem Mauswiesel.
So, endlich sind wir am Kronenstutz angelangt. Er gewinnt das Wettrennen bis zur St. Ursentreppe und hüpft vergnügt auf den Treppenstufen hoch und runter. "Chasch du bis uf 11 zöue?", frage ich ihn spontan. "Werum meinsch? Klaro chani das." Ich erkläre ihm, das diese Zahl unsere typische Solothurner Zahl ist. Nach dreimal alle Treppen der St.Ursenkirche hoch und runterzählen, möchte er doch noch ganz schnell auf den St. Ursenturm hinaufsteigen und sich zeigen lassen, wo denn die Verenaschlucht sei.
Dies war mir nun zu anstrengend und so versprach ich ihm, dann am nächsten Mittwoch die paradiesische Verenaschlucht mit ihrem Einsiedler zu zeigen mit den "echten" und "schlafenden Mönchen", dem lieblichen Bach und den gefährlichen Höhlen. Dazu werden wir Cervelats bräteln und Pumpelpitz-Lieder singen.
So, nun endlich, denke ich, endlich kann ich meinem Sohn den Riedholzturm zeigen. Wir laufen Richtung Baseltor und dann dies: Ein wunderschön geschmücktes Museum Altes Zeughaus fällt ins Blickfeld des Jungen. Seine Augen strahlen. Die gesamte Fensterfront ist wie ein Adventskalender gschmückt. Mit offenem Mund befiehlt er mir, dass wir jetzt, nur ein Augenblinzeln lang, ins Museum hineinschauen gehen und dem kleinen Ritter, dem Züguusjoggeli "Sali" sagen.
"U nächer göh mer de würklech uf d'Schanze, okei Hinkebei?", verspricht mein Bube hoch und heilig... Gesagt, getan. Es blieb dann doch, wer hätte es gedacht, nicht beim Sali sagen. Er wollte noch in die Rüstung schlüpfen, alle Waffen und Kanonen anschauen und dann, es wurde schon langsam dunkel, schleipfte er mich aus dem Museum und endlich, endlich marschierten wir durchs Baseltor.
Ich setzte schon fast feierlich zur Erklärung an, dass wir jetzt links vor uns die mächtige Schanzenmauer sehen und.... hä? Wo ist er nun schon wieder hin? Ach... klar. Er hat das fröhliche Kindergewusel gehört, welches aus Richtung des grossen Kinderspielplatzes auf der Chantierwiese zu ihm hinaufgedrungen ist. Ich resigniere und begleite ihn dorthin...
Nach munteren 30 Minuten Spielplatzerkundungen reklamierte er grossen Hunger. Seine Augen fielen ihm schon fast von alleine zu. So nahm ich ihn auf meine Schultern und wir spazierten müde aber voller toller Eindrücke und ohne weiteren Umwege nach Hause. Den Riedholzturm habe ich ihm bis jetzt noch nicht in Natura zeigen können aber im Internet gibts ganz tolle Bilder davon: